Content warning. May contain spoilers.
death, PTSD
a short story by Jacob Frederik Horn, German
Henry Treble erwachte schweißgebadet aus unruhigen Träumen. Seine Träume waren eigentlich nie ruhig—und eigentlich waren es auch immer dieselben grausamen Erinnerungen, die ihn nachts heimsuchten. Ewig dieselben Bilder und ewig dieselben Geräusche. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Mund war trocken. Mühsam stütze er sich auf seinen linken Arm, um sich etwas aufzurichten.
Nachdem er die Schlinge um seinen rechten Arm neu positioniert hatte, stocherte er im Dunkeln nach dem Schalter seiner Nachttischlampe. „Dieses scheiß Ding… Nie ist es an derselben Stelle.“ Er kroch halb aus seinem Bett heraus, bis er den Schalter endlich in seinen schwitzigen Fingern hielt: „Hab ich dich!“ Die gelblich-flackernder Lampe spendete nicht viel Licht. Treble kniff die Augen zusammen und ließ seinen Blick durch das spärlich möblierte Zimmer wandern.
Da war ein in die Jahre gekommener Schreibtisch—mehr eine Pressspanplatte auf Beinen, ein unbequemer, weißer Plastikstuhl und ein Kleiderschrank mit zwei Türen, von denen eine immer widerwärtig quietschte, wenn man ihn öffnete. Und dann war da natürlich sein Bett. Keiner wollte ihm das so recht glauben, aber es hatte den Gestank sämtlicher Vormieter in sich aufgenommen. Wobei das nicht das Einzige war, was ihm die Leute hier nicht glauben wollten.
Sein Hals war immer noch trocken. Er räusperte sich und griff zu seiner Feldflasche, die auf seinem Nachttisch stand. Das Wasser war ihm zu warm und hatte durch die Flasche einen metallischen-modrigen Geschmack. Außerdem erinnerte ihn die Flasche an die unzähligen Nachtwachen. Diese gottverdammten Nachtwachen da drüben. Viele seiner Kameraden hatten es geschafft, während ihren Wachzeiten einzuschlafen. Er konnte das nicht. Bis jetzt konnte er diese Anspannung spüren. Jedes Geräusch hatte ihn zum Zucken gebracht und der kalte Lauf seiner M-16 hatte sich tonnenschwer angefühlt.
In seinem Zimmer war es still. Aber auch die Stille behagte ihm schon länger nicht mehr, erinnerte sie ihn doch an seine Verbrechen. Sie war das stumme Gericht der Verbrannten. Verbrannte. Entstellte. Tote. Das war alles, was er und seine Jungs vorzuweisen hatten. Sünden so groß, dass der Herrgott selbst sie nicht vergeben könnte. Treble nahm noch einen Schluck aus seiner Feldflasche und starrte vor sich in die Leere. Sein Dog-Tag hing schwer an ihm wie Ketten an einem Ertrinkenden.