Seil zu Flosse

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drowning

a short story by Nantke, German

Das Wasser war kalt. So kalt. Und nass. Mein ganzer Körper. Im Wasser. Ich traute mich nicht zu atmen. Ich konnte nicht. Ich versuchte mich zu orientieren. Wo war oben. Wo war unten. Wo ist die Wasseroberfläche. Wo ist die Luft. Brauche ich überhaupt noch Luft? Ich nahm einen Moment und akzeptierte, dass es mein Letzter sein wird. Doch dann packten mich meine Instinkte. Ich zog mich mit meiner Letzen Kraft an was ich dachte, ist die Wasseroberfläche. Aber meine Beine waren zusammengeschnürt. Nicht nur das; etwas anderes hielt mich zurück.

„Ich schaffe es nicht. Es ist zu Ende“ war alles was in meinem Kopf hoch und runter lief. Mir wurde schwarz vor Augen, dachte ich. Dann erschien sie vor mir. Ich konnte sie nicht ganz sehen. Außer ihren langen blonden Haaren in einem langen Zopf und der leicht blauen Haut. Dann war alles weg.

Als ich wieder zu mir kam, war ich immernoch unter Wasser. Es war aber nicht kalt. Nicht nass. Nicht beängstigend. Es war schön. So unendlich schön. Ich setzte mich auf, aber etwas war anders. Sie saß neben mir. Sie sprach mit mir, aber ich verstand sie nicht. Alles war gedämpft und ihre Sprache war mir auch nicht bekannt. Sie hielt mir eine Schale mit einem Brei hin und signalisierte das ich es essen sollte. Ich zögerte. Aber was hatte ich zu verlieren? Ich konnte mich an kaum etwas erinnern und sie hatte mich jedenfalls hierhergebracht. Wo auch immer ich war. Ich begann den Brei zu essen. Er war neutral und schmecke hauptsächlich nach dem Wasser, das ich mit schluckte. Nach der Hälfte der Schüssel fiel mir auf das ich normal atmete, aber wie? Ich war unter Wasser. Ich hatte nicht wirklich Zeit aktiv darüber nachzudenken. Ich fiel zurück und schlief wieder ein. Das wiederholte sich drei oder viermal. Ich wachte auf, sie gab mir eine Schale mit Brei und sie sprach mit mir, aber ich verstand sie nicht. Doch dann wachte ich wieder auf. Ich sah scharf. Ich atmete tief und klar. Sie saß immernoch neben mir und reichte mir die Schale mit Brei. Ich nahm die Schale und sah scharf meinen Arm. Er war leicht grünlich. Mit Schuppen. Ich erstarrte. Sie sprach wieder. Ich verstand sie. „Willkommen in der Siedlung“. Ich konnte mich immernoch nicht bewegen. Mein Arm war grün. Sie wiederholte sich, und nochmal. Erst dann verstand ich, was sie sagte. Ich starrte sie an. Ihr freundliches Gesicht schien noch bläulicher als ich erinnerte.

„Willkommen in der Siedlung“ wiederholte sie sich nochmal. Ich versuchte zu antworten. Mein „Hallo. Wer bist du? Wo bin ich?“ klang so komisch. Das Wasser in meinem Mund fühlte sich nochimmer so komisch an. „Oh die Algen zeigen Ihre Wirkung. Willkommen. Du bist in der Siedlung der Geworfenen. Sobald du diese Schale gegessen hast darfst du aus diesem Raum, dann werde ich dir alles zeigen. Hab keine Angst. Du bist hier sicher. „Ich schaute sie etwas skeptisch an und aß den Brei auf. Ich gab ihr die Schüssel zurück. Das erste Mal, seit ich mich erinnern kann fühlte ich mich nicht müde oder ängstlich. Ich schmiss die Decke von meinen Beinen und wollte aus dem Bett aufstehen. Aber soweit kam ich nicht. Ich hatte die Decke weggezogen und da waren keine Beine. Nein, ich hatte keine Beine. Da war eine Schwanzflosse. Sie war wunderschön, blau grüne Schuppen und einem Schimmer, der sich immer leicht veränderte. Ich sah mich zu ihr um. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie auch keine Beine hatte, sondern eine bläuliche Schwanzflosse, die leicht lila schimmerte. Sie stellte gerade die Schüssel ab und drehte sich zu mir um „Versuch mal aufzuschwimmen!“ sagte sie euphorisch. Ich wusste nicht ob ich tot war, träumte oder ob ich schon immer eine Schwanzflosse hatte. Ich zögerte, drücke mich aber dann mit den Händen von dem Bett ab. Ich versuchte mit den Armen zu wedeln, aber ich schaffte es nicht voran zu kommen. Sie schwamm gekonnt zu mir rüber. „Versuch dich wie eine Welle zu bewegen. Du bist Teil des Meeres. Sei die Welle.“ Ich versuchte meine Flosse zu bewegen, es fühlte sich so normal an. Es braucht ein wenig, aber ich schaffte es mich fortzubewegen. Die Wand war noch mein größter Gegner.

Der Ozean.

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