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depression, suicidal thoughts
a short story by Ani
Seit Tagen habe ich ein Gefühl auf den Augen, als wenn jemand mir seine Daumen auf die Lieder drückt, manchmal schlafe ich einfach ein und komme nicht aus meinem Delirium, so als wäre mein Körper aus Blei. Trotzdem spüre ich aber diesen Drang, oder ist es ein Schuldgefühl?
Als hätte ich einen wütenden Vogel in der Brust, der unaufhörlich gegen mein Herz flattert. Ich nenne diesen Zustand gerne „Melancholie“ und romantisiere ihn damit vor mir selbst. Es ist sowieso ein Zustand, den kaum jemand zu sehen bekommt, denn es gelingt mir noch augenscheinlich zu funktionieren. Ich sitze in meinen Unikursen, gehe zur Arbeit … dieses Semester fühlte sich an wie ein Fiebertraum, ich war häufig spät dran, wirkte desorientiert und war nicht ganz ich selbst. Menschen, die mich gut kennen, sehen: ich bin am Straucheln. Menschen, die mich nicht kennen, könnten mich für einfältig, faul oder plump halten. Dieser Gedanke schmerzt mich sehr, denn es rührt ein Gefühl in mir an, das ich schon aus meiner Kindheit her kenne – „Nicht genug zu sein“, ungesehen, missverstanden oder am schlimmsten: als Belastung empfunden zu werden.
Dabei war ich doch letztes Semester so gut dabei … Wie schnell sich doch wieder alles ändert. Das Leben scheint eine Achterbahn zu sein und ich habe den Sicherheitsbügel vergessen. Ich werfe mich von Ecke zu Ecke auf dem Sofa, immer mit dem Gedanken „Jetzt fange ich an – es wird Zeit“, um es dann doch wieder nicht zu schaffen. Während ich vergesse mich zu waschen, türmt sich das dreckige Geschirr in der Küche. Ich betäube mich mit einer Dauerbeschallung an Podcasts und Serien … kann keine Stille mehr ertragen. Ich sehne mich dennoch nach Ruhe, nach einem Ort für mich, einem Balkon, einem Garten, einem Loch.
Ich schaffe es, den Laptop aufzuklappen und da ist dieses Gefühl auf den Augen und der Kreis schließt sich wieder. Für alle die ebenso wie ich, manchmal gefangen sind, in sich selbst, in ihrer eigenen „Melancholie“, ihr seid nicht allein. Bitte gebt nicht auf, die Welt dreht sich weiter, nur manchmal zu schnell.
Info-Telefon Depression – Rufnummer: 0800 3344533