Gedankenkarussell

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hospital

 

an extract from a novel by Jeremias Winckler

Hamburg, Deutschland, 22.10.2017

Ein weiterer Tag geht zu Ende. Ich schließe meine Augen und tauche ab in ein schwarzes Meer. Die Dunkelheit umhüllt mich. Hier liege ich nun also. Alleine mit meinen Gedanken. Die sich drehen. Immer weiter. In nie endenden Kreisen. Ohne Anfang. Und ohne Ende. Der Schlaf will nicht kommen. Das Kissen ist unbequem. Ich rücke es zurecht. Es ist ein wenig klamm und zu warm. Viel zu warm. Vielleicht drehe ich es lieber um. So ist es besser. Bevor ich einschlafe, sollte ich noch mal auf die Toilette gehen, auch wenn ich eigentlich gar nicht muss. Ich öffne meine Augen, drehe mich auf meine Seite und gehe zum Bad. Krankenhaus riecht unausstehlich, so steril. Insbesondere das Bad. Nachdem ich für einige Minuten untätig auf der Toilette gesessen habe, gehe ich zurück zu Bett und decke mich zu. Eine Krankenwagensirene ertönt, gedämpft. In Wirklichkeit ist der Krankenwagen ganz in der Nähe. Doch das merkt man nicht. Die Fenster sind schallisoliert. Der Raum fühlt sich beengend an. Mein Zelt war mir lieber. Da konnte ich nachts die Geräusche des Waldes hören. Das Rascheln der Blätter. Das Schnaufen und Stampfen. Doch jetzt ist alles still. Ich versuche, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Das soll beim Einschlafen helfen, glaube ich. Vielleicht lenkt es mich ab. Von den Gedanken. Langsam fülle ich meine Lungen mit Luft. Sekunde für Sekunde. Und leere sie wieder. Mein Körper fühlt sich schwer an. Vielleicht schlafe ich endlich ein. Wenn ich viel schlafe, geht die Zeit schneller vorbei. Hoffentlich. Denn ich bin es leid. Wann kann ich endlich das Krankenhaus verlassen? Wann wird es mir endlich besser gehen? Wann wache ich aus diesem Albtraum auf? Ich kneife meine Augen zusammen. Tränen laufen mir übers Gesicht. Ich spüre, wie die salzigen Tropfen über meine Wangen laufen. Langsam. Konzentriere dich lieber auf deine Atmung. Das ist weniger schmerzhaft. Weniger beengend. Als der Gedanke. Der Gedanke des vergehenden Lebens. So dramatisch ist es gar nicht. Ich bin kein akuter Notfall. Ich habe ja nur Fieber. Mein Körper funktioniert und bekämpft das, was auch immer es ist, was ich in mir trage. Bald schon wird es mir besser gehen. Ich atme wieder aus. Langsam und kontrolliert. Dann streiche ich mir die Tränen von den Wangen. Dabei drücke ich etwas zu fest zu. Kleine weiße Punkte erscheinen in der Dunkelheit. Wie farblose Mandalas. Sich drehende Lichter in der Dunkelheit. Fluoreszierendes Gedankengut. Das mich umgibt, während ich falle. Immer weiter. Hinab in die Dunkelheit. Wie ein Stein unter Wasser, der dem Abgrund entgegentrudelt. Oben sehe ich das Lichtspiel der Sonne. Strahlen piercen die Oberfläche und erhellen das Nichts, bevor sie sich in der Endlosigkeit verlieren. Immer weiter. Immer tiefer. Schwerelos. Lautlos. Angezogen von der Finsternis in mir.

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