Ein besonderes Erlebnis

a short story by Sylvie Akouvi Essenam Adjeoda

„Hallo, herzlich willkommen“, begrüßte er mich, als ich eines Abends in unser Wohngebäude zurückkehrte.
Ich kam nach einem langen Arbeitstag von der Universität zurück. Er grüßte mich von einem Stockwerk aus und danach kam er mir die Treppe hinunter entgegen.
Er war ein sehr freundlicher junger Mann. Er wollte meinen Rucksack nehmen, um mir den Weg zu meiner Tür zu erleichtern.
„Ich bin in Ihrer Klasse“, sagte er mir mit einem schönen Lächeln.
Etwas erstaunt drehte ich mich um, um ihn besser betrachten zu können.
Die Kurse haben erst gerade vor vier Wochen begonnen. Ich hatte ihn noch nie in der Klasse bemerkt. Es waren doch recht viele in meinen Klassen, meine Studierenden, mindestens fünfzig an der Zahl. Vielleicht ist das der Grund, dachte ich …
Als wir vor meiner Tür ankamen, unterhielten wir uns eine Weile. Am Ende tauschten wir unsere Kontakte aus.
Das war der Beginn einer pathetischen, aber auch sehr spannenden Geschichte.

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Wir befanden uns am Anfang des Frühlings.
Es war ein Jahr, in dem ich mir eigentlich versprochen hatte, sehr fröhlich zu sein. Ich hatte mit meinen Studierenden einige recht unterhaltsame Veranstaltungen organisiert, wobei wir Lieder vorbereitet und choreografisch aufgeführt hatten. Schöne Melodien zu singen und sich in Harmonie miteinander gemäß ihrem Rhythmus zu bewegen – das ist eine meiner Traumwelten. Wir hatten unsere Aufführungen in einem Video filmisch aufgezeichnet und dokumentiert und hatten viel Freude daran, diese mit den Studierenden der Abteilung zu teilen. Unsere Universität hat Campusse in verschiedenen Städten. Wir hatten also Exkursionen organisiert, um die Studierenden und Lehrkräfte der anderen Campusse zu entdecken, kennenzulernen und uns mit ihnen auszutauschen. Unerwartete Interviews da und dort, angenehme Überraschungskontakte hier, die verschiedenen Fotos, die wir gemacht haben, zeigen immer noch, wie glücklich wir waren … Neben unseren wichtigen beruflichen und akademischen Verpflichtungen mussten wir auch mal aus dem Alltag ausbrechen.
Ich erinnere mich noch an das erste Gespräch mit ihm, an seine Ruhe und sein Lächeln. Er wirkte wie ein junger Student, der einigermaßen motiviert war, Französisch zu lernen. Er erzählte mir, dass er während seiner Schulzeit einmal bei seinem Onkel in Frankreich Urlaub gemacht hatte, aber noch nicht fließend Französisch spricht und gerne Fortschritte in dieser Richtung machen würde. Ich hatte den Wunsch in mir gehabt, ihn bei der Umsetzung seines Ziels zu unterstützen und bot ihm meine Hilfe an, falls er sie brauchen sollte.

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Es war mir wichtig, ihn während meiner nächsten Sitzung mit seiner Klasse zu sehen. Jetzt, da ich mit ihm einmal sprechen durfte, war es leichter, ihn in der Klasse zu erkennen. Er befand sich unter denjenigen in der hinteren Reihe. Genau wie bei den anderen Studierenden musste ich ihn zweimal ansprechen, um Fragen zu beantworten. Ich konnte diesen jungen Mann nicht mehr vergessen.
Ich verstand dieses Gefühl jedoch nicht und versuchte, es zu ignorieren, als eines Morgens jemand an meine Tür klopfte.
„Wer ist das?“, reagierte ich.
„Ich bin es. Léo.“
Mein Herz sprang auf, als seine Stimme erklang. Ich öffnete die Tür und sah ihm ins Gesicht … Er stand bereit, um mich zu treffen …
„Guten Tag, Frau Luther“, sagte er mit einem Lächeln. „Ich fühle mich heute nicht sehr gut. Aber ich würde gerne zuerst Ihren Kurs besuchen und danach ins Krankenhaus gehen, um mich behandeln zu lassen. Und da ich auf dem Weg zur Universität bin, wollte ich sehen, ob Sie bereit sind, dass wir zusammen gehen.“
In diesem Moment war ich noch auf meinen Beinen, aber ich fing an, den Verstand zu verlieren, ohne es wahrgenommen zu haben. Ich war verliebt.
Ich fand seine Geste in der Tat sehr lieb und bewundernswert. Ich war noch mit den Vorbereitungen beschäftigt. Ich ließ ihn also in die Wohnung und bat ihn, auf mich zu warten.
Zufall! … In der Tat war auch ich nicht gesund und plante deshalb, mich nach meinem Unterricht im Krankenhaus behandeln zu lassen.
Die Universität war nur drei Fahrminuten von unserem Wohngebäude entfernt. Auf dem Weg zur Universität hatten wir ein nettes und amüsantes Gespräch über eine Klassenaktivität geführt, die sich auf die Aufführung eines französischen Animationsfilms bezog, den ich sie hatte vorbereiten lassen.
Nach dem Unterricht gingen wir gemeinsam zur Klinik unserer Universität. Durch die Kraft des Windes fiel ihm ein Stück Papier aus der Hand. Und da ich neben ihm stand, eilte ich hin, um es aufzuheben und ihm zu geben, als ich sein Alter entdeckte, das darauf geschrieben stand. Er war in der Tat ein sehr junger Mann. Er war nur 19 Jahre alt. Mit Kummer stellte ich fest, wie groß der Altersunterschied zwischen uns war: Ich war 33 Jahre alt …

Fortsetzung folgt…